VZ WAZ/VZWAZ-Nr01/VZWAZ-1997_Jan+Feb_0030.pdf
Medien
Teil von WAZ 03.01.1997
- extracted text
-
Cocktail
Cock 0102/850
[TRATSCH
Neues aus der Pop-Szene
Wieder fit: Depeche-Mode-Sänger Dave Gahan.
¡ DER
Der Auszug von Oasis hat
in den Londoner Abbey
Road Studios vorübergehend
freie Kapazitäten geschaffen:
Platz für Depeche Mode, die
dort ihr neues Album aufneh
men. Leadsänger Dave G a
han, der im Mai_ letzten Jah
res nach einer Überdosis
Heroin und Kokain zusam
mengebrochen war, soll wie
der fit und seit sechs Mona
ten clean sein.
★
Layne Staiey, der Front
mann von A lice In Chains,
gilt als selbstmordgefährdet
und wird von besorgten
Freunden rund um die Uhr
überwacht. Grund der De
pressionen ist der Drogentod
seiner Ex-Freundin. Aus sei
nen eigenen Suchtproblemen
hat Staiey nie ein Geheimnis
gemacht.
1996: ein Ja h r m it nur
zehn Monaten. A n mehr
kann sich Sarah Ju n g je
denfalls nicht erinnern.
I
Atze wurde auf der Hütte
thentischste über das Leben
freigesetzt, Setzer Lutz vom
zwischen Stahl und Kohle.
Computer, Sulli erwartet oh
Ta n a Schanzara als Lutz’
ne Arbeit und Aufenthaltser
entnervend-sorgenvolle Mut
laubnis die Abschiebung.
ter-Glucke, der ewig im Fen
ster hängende Frührentner
Lange nutz- und längst lust
los sitzen sie in einem Dort
und - das „Reality-TV”-Highmunder Hinterhof und vertrei light - die dickarmigen Kittelben sich die Zeit mit Ritualen Muttis beim Metzger („Wis
wie dem täglichen Überfall
sen sie, wie das alles anfing:
auf die noch beschäftigten
Irgendwann wollten sie nicht
Deiter-Männer. Von den Exmehr zum Friseur”) traf man
Kollegen trennt sie scheinbar früher an jeder Eckkneipe.
mehr als ein Arbeitsplatz. Für
Die Hütte rationalisiert,
auch die Deiter-Männer ver
eine nächtliche Spritztour
lieren ihren Jo b , die Abfahrer
klaut das Trio einen Möbel
bringen den Möbelwagen zu
wagen. und die kurze Flucht
in die Freiheit beginnt mit der rück. „Wie das alles weiter
Fahrt durch den gleißend hel gehen soir, die meistgestellte Frage des Films bleibt un
len A-430-Tunnel in Essen.
Adolf Winkelmann drehte
beantwortet. Aber ein Stück
1978 „Die Abfahrer”, erster
Moral hat Winkelmann in sei
Teil seiner Ruhrgebiets-Trilo- nem Ruhrgebiets-Roadmovie
gie mit dem melancholisch
versteckt: Festgefahren zie
verschmitzten „Atze" (Detlev
hen sich die Abfahrer am ei
Quandt). Bis heute ist der
genen Schopf aus dem
Rim bei aller Ironie der au
Dreck.
Gerd Heidecke
AUF
DER
COUCH
Ihr sitzt auf dem Sofa und
habt Bärenhungen Da hilft
„Das lustige Laurel & Hardy
Kochbuch” von Harry Hoppe
(Trescher Verlag) weiter.
Es ist mit 39,80 DM zwar
nicht ganz billig, aber Hoppe
serviert neben Vorspeisen,
Hauptgerichten, Nachspei
sen und Getränken auch ei
ne vergnügliche Reise durch
die Rlm e des Komikerpaa
res. Angerichtet ist das G an
ze mit Fotos und besonde
ren Menü-Vorschlägen.
Schon bei den Bildern
läuft einem das Wasser im
Munde zusammen: Da gibt
Cocktail
ken - über den Berg und dann
in die Rehaklinik nach Hattin
gen-Holthausen. „Sie jammert
viel. Lehnt fast jede Therapie
ab”, steht in ihrer Akte vom
April 1996.
Erst Anfang Mai lichtet sich
langsam dfer Nebel in Sarahs
rgendwann Ende Febru
a r - oder doch erst im
März? - verlief das Le
ben zumindest nicht
nach Plan. D a war diese,
unglückliche Liebe und noch
einiges mehr. Verzweifelt und
frustriert ging Sarah aus Dort
mund mit ihrer Mutter spazie
ren. Dann hat sie diesen Satz
gesagt, der sich wie eine letz
te Szene inmitten des Filmrisses in ihr Gedächtnis brannte:
„Es ist doch völlig egal, ob ich
lebe oder nicht."
Einige Ta ge später muß es
gewesen sein, als sie mit dem
Pony ausritt, von dem sie ei
gentlich wußte, daß es manch
mal mit dem Kopf durch die
W and wollte. An diesem Ta g
war es ein B a u m . . .
Schädelbruch, Gehimquetschung, Schulter zertrümmert.
„Komisch", sagt Sarah heute,
„irgend etwas in mir hat diesen
Unfall wohl gewollt, zumindest
nicht verhindert." D e r Ret
tungshubschrauber brachte sie
in die Spezialklinik nach
Ham m . Koma. Eine Woche
war der Grat recht schmal: Le
Kopf. E s fällt ihr nicht leicht zu
ben oder Tod.
begreifen, daß sie nicht mehr
Der Unfall bedeutete einen
alleine essen, nicht alleine ge
Rückschritt ins Kleinkindstadi
hen, nicht alleine leben kann.
um. „Meine Eltern waren froh,
„Ich habe geträumt, einfach
daß ich überhaupt noch ihre
aufzustehen und wegzulau
Namen wußte." Doch schließ
fen”, sagt sie. Den Rollstuhl,
lich kam sie - ohne es zu mer
den man ihr vors Bett stellt,
„Die Abfahrer”
empfindet die 23jährige als
„das Letzte".
Als sie zwei Monate nach
dem Unfall ihre Umwelt wieder
wahmimmt, kommt auch die
Kraft zurück. Zuerst nur zur
Einsicht, daß man ihr nirgend
w o besser helfen kann als in
Als Sarah
sich im Roll
stuhl fortbe
wegen muß
te, empfand
sie dies als
„das Letzte”.
Inzwischen
läuft sie wie
der - mit
Gehhilfe.
Holthausen. Später auch für
die Kunst- und Musiktherapie,
die Laufübungen. Bald kann
Sarah sich schon mit einer
Gehhilfe bewegen. Für ein
Wochenende geht’s dann
nach Hause. Als ihr Bruder sie
über die Trep p e in ihr Zim m er
trägt, genießt sie einen Au ge n
blick das „unglaubliche Gefühl,
wieder im eigenen Bett zu lie
gen". Sarah will es jetzt schaf
fen. Zurück nach Hause.
A b Mai sprechen die Ärzte
von einem „optimalen Hei
lungsverlauf. Ende Juli: die
Entlassung. „Ohne die Liebe
und Hilfe m einer Familie hätte
ich das nicht geschafft." Schritt
für Schritt g e hf s zurück ins
Leben: ein paar Minuten mit
dem Hund spazieren, das er
ste Mal alleine Bus fahren, im
Oktober übernimmt die S tu
dentin der Kirchenmusik sogar
wieder ihren C hor.
„Du bist anders geworden”,
meinen ihre Schützlinge. S a
rah sagt: „Ich will jetzt, daß sie
nicht nur gut singen, sondern
auch Spaß dabei haben." A b
solut leistungs
orientiert, das
w a r sie - vor
dem Unfall.
„Das Leben
macht wieder Spaß", meint die
junge Dortmunderin heute.
Sie hat gelernt zu glauben:
an Gott („Er hat nicht gewollt,
daß meine Zeit schon um is f)
und an sich selbst. Im S o m
mer will die Studentin ihr Ex
amen schaffen. Danach
schlägt sie einen völlig neuen
W eg ein: Sarah wird Tierheil
praktikerin. „Diese Entschei
dung hätte ich m ir vor dem
Unfall nicht zugetraut. Doch
ich weiß, daß ich es schaffen
werde”, sagt sie.
Sebastian Kisters
Der Herr der Hunde
Snoop Doggy Dogg kommt mit neuem Album und polierter Moral
Indoor-Tip
es einen Ungezogenen S a
lat mit Kirschen" oder einen
Braten aus Pferdefleisch na
mens „Wrang again".
Das Rezept spielt auf den
gleichnamigen Film an, in
dem Stan Laurel und Oliver
Hardy versuchen, ein Pferd
auf einen Rügel zu wuch
ten. O b die zwei den Gaul
danach zum Pferdemetzger
bringen, bleibt unklar.
Harry Hoppe, ein großer
Fan des Komikerduos, hat
alle 80 Rezepte in Selbst
versuchen ausprobiert - und
es scheint ihm immer noch
gut zu gehen.
Silke Krieg
Grafik: Dieter Pfennigwerth
Die junge Zeitung
WAZ - NRZ - WR - W P - IKZ
Friedrichstr. 34-38
45128 Essen, • 0201/804-0
■ 0201/804-2668 und in allen
örtlichen Geschäftsstellen
( • -2657 u. -2975, Fax -2081)
Gesamtauflage:
1,3 Mio. Exemplare
Einfach
leben
Sabine hat nur 615 Mark pro Monat
Glas Gurken, eine Tafel Scho
kolade, einen 5 0 0-G ram m -B echer Margarine und ein Brot.
Ich w ar richtig stolz, daß ich
so billig einkaufen kann.”
Schon als Kind hat sie ge
lernt, sparsam zu sein, und so
überlegt sich die 18jährige
auch jetzt jede Ausgabe ge
or sieben Monaten
nau. Sabine hat nie Taschen
ist die Recklinggeld bekommen wie andere
häuserin zu Hause
Kinder. Ihr Vater war ein ar
ausgezogen, lebt
beitsloser Bergmann, ihre Mut
jetzt in einem zwölf ter Hausfrau. „Bei uns wurde
Quadratmeter großen, viel
möblier
selbstgemacht. Es war ein
ten Zimmer. 210 Mark im M o
einfaches Leben. Ich habe da
nat kostet allein die Warmmie
durch gelernt, mit wenig zufrie
te. Sabine möchte ihren Real
den zu sein und auch aus we
schulabschluß machen, ist
nig etwas machen zu können.”
vom Schüler-Bafög abhängig.
Sabines Zim m er ist sparta
Mit 615 Mark monatlich („so
nisch, aber gemütlich einge
viel hatte ich noch nie") kann
richtet. Keine Musikanlage,
sie keine großen Sprünge ma
kein Fernseher, nur das Nötig
chen.
ste: Bett, Schrank, Tisch, zwei
Manchmal hat die junge
Stühle, Kühlschrank und Dop
Frau nichts zum Essen im
pelkochplatte. Die W ände zie
Haus. Das kom
ren selbstgemalte
..Du kannst es
me immer häufi
Bilder. Neben
ger vor. „Dann la schaffen - áuch
dem Bett stapeln
den mich schon
sich Bücher, die
wenn
du
arm
bist"
mal Freunde ein”,
sie sich fast alle in
gesteht die Schülerin etwas
der Bücherei ausgeliehen hat.
verschämt. Gerne würde sie
Einsam sei sie manchmal.
sich revanchieren. Aber ihre
„Außer einem guten Freund
Geschenke für Bekannte fallen
habe ich wenig Bekannte. Ich
meist bescheiden aus. „Ich
glaub’, ich bin sehr mißtrau
würde gerne mehr schenken
isch", meint Sabine ernst.
als neulich. Da hab ich ein
Nein, resignieren und entmuti
Gurkenglas mit Aufklebern und
gen lassen wolle sie sich den
bunten Schleifenbändem über
noch nicht. Auch wenn sie ab
reicht.”
und an leichte Depressionen
Doch Sabines Miene hellt
überkommen, sie es dann un
sich gleich wieder auf, denn
ter Leuten nicht aushält und
sie will sich nicht unterkriegen
sich in ihre vier W ände zu
lassen. „Gestern hatte ich
rückzieht wie ein Maulwurf.
noch fünf Mark übrig, da habe
Sabine denkt an ihre Z u
ich bei Aldi eingekauft: ein
kunft. „Ich möchte gerne Erzie-
Sie können nicht mit auf
den Klassenausflug, tra
gen keine Markenjeans
und haben es schw er, in
C liquen hineinzukom m en Jugendliche, die arm sind.
Die 18jährige Sabine S . ist
eine von ihnen.
KLASSIKER!
Abgefahren: Winkelmanns Klassiker „Die Abfahrer”.
Cock 0103 / 850
Blick zurück:
Vier Monate
verbrachte
Sarah in der
Hattinger
Rehaklinik dann durfte
sie endlich
nach Hause.
Fotos:
Sebastian
Kisters
& TATSACHEN!
Die erste Single des neuen
Blur-Albums heißt „Beetle
Bum” und erscheint in etwa
zwei Wochen. Mit dem Longplayer ist Anfang Februar zu
rechnen. In einem Interview
mit dem britischen Fachblatt
N M E hat Blur-Sänger Däm on
Alb a m eine radikale musika
lische Wende seiner Band
angekündigt. Britpop, so Al
bam, sei schon lange tot.
Cocktail
Seitdem sich Sno op und
Dr. Dre in herzlicher Haß
liebe begegnen, versucht
der Herr aller Hunde sich
u nd Death R o w ein neues
Im age zu verpassen.
ieses Jahr kam mir
vor wie eine A ch
terbahn der Gefüh
le”, jault Calvin
Braadus alias
Snoop Doggy Dogg.
Wegen Drogenmißbrauchs
im Gefängnis, baute der HipHop-Star aus den Geschichten
seiner Knastkollegen die ersten
Raplyriks. Später machte sein
Doggystyle den Gangsta-Rap
gesellschaftsfähig. Mit dem
gleichnamigen, von Df. Dre
produzierten Debütalbum er
klomm er dank 4,5 Millionen
verkaufter Einheiten im Nu die
Rap-Hall-Of-Fame. Allerdings
avancierte Snoop wegen seines
sexistischen und Gewalt ver
herrlichenden Gekläffes auch
zum neuen Public Enemy #1.
Nach der Einstellung eines Ver
fahrens wegen Mordes kommt
er jetzt mit neuem Album - „Tha
Doggfather” - und polierter M o
ral zu uns.
„Während meiner Zeit unter
Mordanklage fühlte ich mich
sehr einsam. Ich bekam nur
schlechte Publicity, bin als der
Prototyp des bösen Schwarzen
abgestempelt worden. Stell dir
vor, deine Kinder werden groß
und hören nur schlechte Dinge
über ihren Vater. Schließlich er
warten meine Frau Chante und
ich unseren zweiten Sohn Little
Don Corieone. Auf einmal bist
du nicht mehr für dich allein
verantwortlich."
Snoop macht jetzt auch opti
mistischere Musik. Tracks wie
„Snoop’s Upside Yo ur Head"
und „2001" sind richtige California-Party-Music. „Und ,When I
Grow Up’ steht beispielhaft für
meine Gespräche mit kleinen
Jungen, die alle so werden wol
len wie ich. Ich sage ihnen,
werde lieber Arzt
oder Anwalt."
Seit Dr. Dres
überhastetem
Ausstieg bei
Death Row steht
Snoop auch als
Produzent auf ei
genen Füßen.
Von Run D M Cund Biz MarkieSamples bis zum
leibhaftigen
Funkateer Roger
Troutman und
der James Brown-Konserve
holt er sich die Alte Schule in
die Hütte. Nicht immer trifft er
dabei den Beat auf den Punkt
Die meisten Fans haben eh'
auf die Fortsetzung des G-Funk
im alten Doggystyle gewartet.
„Zumindest mit einer Behaup
tung hatte Dre recht”, setzt
Snoop zum Seitenhieb an. „Er
Die Zeit mit
Dr. Dre
liegt hinter
ihm: Snoop
Doggy Dogg.
sagte, daß ich mich nur ohne
ihn weiterentwickeln kann. ,Tha
Doggfather* ist eine perfekt produzierte Hommage an die Old
School und meine Funk-Vorbil
der. Aber ich könnte den Beat
sowieso gegen eine Mauer
schlagen und dazu rappen, die
Fans würden immer noch mein
Album kaufen.
Mit seinem neuen Label
„Doggystyle" will der Herrscher
der Hunde beweisen, daß von
ihm auch künftig Großes zu er
warten ist „Die L.B .C. Crew
und Nate Dogg veröffentlichen
demnächst eigene Alben. Aber
Charlie Wilson von der Gap
Band wird der erste Schwer
punkt auf Doggystyle. Das ist
der pure Funk, ln den späten
70em und Anfang der 80er war
er ein Funk-Vorbild wie George
Clinton oder Jam es Brown.”
Noch einen weiteren hat
Snoop nicht vergessen: Rick
James, der in den 80em als
funky Disco-Pimp und exzentri
scher Großstadt-Dandy dem
Dancefloor einige Stemstunden
bescherte. „Nach seiner Entlas
sung aus dem Knast sind wir
zusammen im Biiiboard auf
dem Sunset Boulevard aufge
treten. Mit ,Hot Rock’ werden
wir einen von ihm bisher unver
öffentlichten Track aufnehmen."
Hoffentlich wird aus Doggy
style keine kleine Heilsarmee
für gefallene Funk-Legenden.
Georg Stamelos
Risiko Resignation: Wer jung arm ist, hat es schwer, an seine Perspektive für die Zukunft
zu glauben. Foto: Poiypress
Arme Jugend
Von Sozialhilfe leben zu müssen, macht viele antriebslos
Im mer jüngere Menschen
sind vo n A rm u t betroffen.
Das Risiko für Kinder und
Jugendliche steigt: 44,8
Prozent der SozialhilfeEm pfänger sind inzwi
schen unter 21 Ja h re alt.
als 37 Prozent der deutschen
Sozialhilfeempfänger.
Besonders hoch ist die Zahl
der jungen Arm en im Kreis
Unna. Die neue SozialhilfeStatistik hat 52,7 Prozent B e
troffene unter 18 ermittelt. Für
die Stadt Dortmund zeigt der
„Bericht zur sozialen Lage”
ie gravierendste
vom Dezem ber '95, daß über
Folge ist der Ver
ein Drittel aller Sozialhilfelust jeglichen Zu
Empfänger (34,5 Prozent) Her
kunftsdenkens.
anwachsende unter 18 sind.
Hiervon sind alle
UnterG dem
Landesdurchschnitt
Lebensbereiche betroffen:
e
Hegen die Zahlen dagegen in
sundheit, Bildung und die be
Essen (Dezem ber '9 4 :1 6 ,2
rufliche Qualifikation", heißt es
Prozent, das entspricht 16 547
in der Broschüre „Reiches
Menschen bis 18 Jahre).
Land - arm e Kinder”, die jetzt
Nach einer Untersuchung
von den „Falken" N R W her
der Pädagogen Karl Zenke
ausgeben wurde.
Bereits 1993 erhielten über
und Günter Ludwig von der
915 000 Menschen bis zu 18
Pädagogischen Hochschule
Jahren Sozialhilfe. Dies ent
Reutlingen zeigen Kinder und
spricht einem Anteil von mehr
Jugendliche Symptome von
D
Es gibt kein
Entrinnen
Resignation und Entmutigung,
wenn ihre Eltern arbeitslos
werden. Sie fangen an zu
gammeln, werden antriebslos
und fühlen sich gleichzeitig so
zial isoliert.
Befragungen zeigen, daß in
armen Familien besonders an
der Kleidung gespart wird.
Doch gerade Mode ist für
Te e n s wichtig, um unter
Gleichaltrigen anerkannt zu
werden. Also arbeiten viele
nebenher; allein in Köln, Reck
linghausen und Münster waren
es im Ja hr 1991 40 Prozent
aller Schüler, wie eine Studie
des nordrhein-westfälischen
Jugendministeriums ergab.
Mit dem selbstverdientem
G eld können die eigenen Be
dürfnisse - wenigstens zum
Te il - erfüllt werden.
Silke Krieg
V
■ IN I SCHRECKLICH GELBE FAM ILIE!
iSjMesbus
'I V lif fî
1 41242
C O M I C S
Die Simpson* gibt es jetzt
auch als deutsche Comic-Ausgabe
Der K am pf um s nachmit
tägliche Fernsehpro
gram m hat ein En de: Die
S im p son s-C o m ics er
scheinen jetzt auch auf
deutsch - monatlich.
w
ie sind Eltern
gegen diese
TV -S e rie Sturm
gelaufen. Am
___ ____ liebsten hätten
sie die bissige Sozialsatire auf
die „typisch” amerikanische
Familie abgesetzt.
Der Vonwurf: Der rülpsende,
dick-dämliche Vater Humer
und sein nichtsnutziger Sohn
Bart - faul, geldgierig, voll wil
der Ideen - zerstören die letzte
Moral der Jugend. Denn die
war seit dem US-Start ’90 zur
Simpsons-Zeit von der Flim
merkiste nicht wegzubewegen.
Alle Forderungen sind nun
hinfällig: Den Streit-Clan, die
Superhelden Bartman und Ra
dioactive Man, den üblen
Clown Krusty und die pelzige
Terroreinheit Itchy & Scratchy
gibt es als 44-Seiten-starkes
Heft im Com ic-Shop (D inoVerfag, 3,90 DM ). Fast genau
so bissig, fast genauso böse.
Die erste Folge: W ährend
Humer bei seinem Jo b im
Atomkraftwerk Donuts vertilgt,
benutzt sein Chef ihn unbe
merkt als Versuchskaninchen.
Barts Vater mutiert zu m „Un
glaublichen Riesen-Humer".
Den gelben King Kong lockt
statt der blonden Schönen ein
kühles Blondes in die Falle.
Auch in der gedruckten Va
riante bekommen alle ihr Fett
weg: sensationssüchtige Jour
nalisten, militante Bürgermei-
ster, schlaffe Polizisten und
Schulleiter - ein Feindbild des
Simpsons-Erfinders Matt G roening seit seiner Schulzeit. „Ich
hatte immer das Gefühl, daß
ich alles, was ich erreicht ha
be, trotz - nicht wegen der
Schule - erreicht habe", sagte
er in „Comic Speedline".
Erreicht hat Groening viel.
Durch seinen Vater, einen
Cartoonisten, wuchs er inmit
ten von Com ics und Bildbän
den auf. Lange schlug er sich
mit trüben Gelegenheitsjobs
durch. Schließlich verkaufte er
seine Frust-Serie „Life in HeH”
an den „L.A. Reader”, bekam
dafür 25 Dollar die Woche.
Dann traten die Simpsons in
sein Leben, zunächst als 30Sekunden-Spot in der Tra cy Ullman-Show.
Bald hatten die Anti-Helden
so viel Erfolg, daß ihnen sogar
das Showbiz seine Stimme
lieh: in Gestalt von U z Taylor,
Sting, Michelle Pfeiffer, G e o r
ge Harrison und den R am ones. Die Mischung aus Slapstik, Satire und Insider-Gags
funktionierte. Besonders die
versteckten, auch politischen
Anspielungen erhoben den
Sim psons-Clan zum Kult.
Diese Stärke des Fem sehVorbildes geht beim Druck lei
der etwas verloren. Z w ar ent
hält auch der Com ic m anche
versteckten W itze - die T V Qualität erreichen diese aber
nicht. Doch tritt in der JanuarAusgabe erstmals Groenings
fiese Antwort auf „Tom und
Jerry" in Erscheinung. Zum in
dest in der T V -S e rie blieben It
chy & Scratchy keine Antwort
schuldig. Andrea Schafarczyk
Sabine hat
gelernt,
sparsam zu
sein: Sie
kauft billig
ein (oben),
und Bücher
leiht sich die
18jährige
meist in der
örtlichen Bü
cherei aus
(unten).
Fotos:
Silke Krieg
herin werden, da ich mit Kin
dern gut umgehen kann. Dafür
tue ich viel. Ich glaube, daß du
es - auch wenn du arm bist schaffen kannst." Die 18jährige stellt sich ein Leben vor, in
dem sie sich wohl im Beruf
fühlt, allein für sich sorgen
kann, einige echte Freunde
hat. Und einen Partner, von
dem sie aber finanziell nicht
abhängig sein möchte. Vor
stellungen, die sich von denen
vieler Gleichaltriger kaum un
terscheiden.
„Andere wären bestimmt
ähnlich weit gekommen",
meint Sabine, die das Erreich
te nicht als ungewöhnlich an
sieht. Schließlich gehe es
manchen Menschen viel
schlechter. „Wenn ich Selbst
zweifel habe, gibt es ja Lehrer
die mich bestärken und mir
sagen, was in mir steckt."
Einen W unsch will sich S a
bine in den nächsten Jahren
erfüllen: „Ich war noch nie im
Urlaub. Irgendwann möchte
ich nach Irland.”
Silke Krieg
Auf Tauchstation
Eine „Schleichfahrt” unter Wasser
Blue Byte gehört mittler
weile zu den interessante
sten Software-Schm ieden
auf dem Markt und legt
mit dem Tiefsee-Spektakel
„Schleichfahrt” ein neues,
beeindruckendes Strate
giespiel vor.
as einzige, das an die
sem Spiel nervt, ist der
äußerst flache MachoCharakter der Hauptperson
Emerald Flint. Ansonsten ist
„Schleichfahrt” derzeit eines
der besten Aktionballerspiele
auf dem Markt. U n d die Highcolor Grafik läuft dermaßen
flüssig und weich, daß kaum
ein Unterschied zu den kleinen
D
Videofilmen besteht, die zwi
schen den Missionen einge
spielt werden.
Die Story spielt im Jahre
2661. Nach einem verheeren
den Nuklearkrieg Anfang des
21. Jahrhunderts zieht sich die
überlebende Weltbevölkerung
in funktionstüchtige Unterwas
serstationen zurück. Dort be
ginnt ein fast 600jähriger Krieg
um Rohstoffe und Einflußbe
reiche.
Du übernimmst die Rolle
des coolen, sprücheklopfen
den Söldners Flint, der gerade
einen dicken Auftrag versaut
hat und wieder Fuß fassen
will. Dies alles vor einer wun
derschön in Sze n e gesetzten
Unterwasserwelt, in der Flint
über 60 knifflige Missionen zu
absolvieren h a t. . .
Roderich Roman Tylski
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Ram , D O S oder Windows.
Der neueste
Tatort
„Cluedo”: ein Fall für Euch
Der ComicClan der Simp
sons spricht
neuerdings
auch deutsch
(oben). Für
Zu einem gut gemachten
Detektivspiel gehört ein
geheim nisvoll ausgeführ
ter M ord, der kaum S p u
ren hinterläßt. U n d wenn
doch, sollten diese die
Schnüffler in die Irre füh
ren. W ie bei „C lu ed o”, ei
nem Mehrpersonen-Brettspiel fü r den P C .
W ertst
hier der Mörder?
Detektivischer
Spürsinn bringt
Euch zum Ziel.
raf Eutin, der Eigen
hätte Mordmotive: die Baronin
tüm er v on G u t T ro n von Porz, de r langsam aber si
stein, ein reicher Sin
cher das G eld ausgeht; oder
gle, m ehr gefürchtet als ge
Oberst von Gatow, ein rück
liebt, wird ermordet aufgefun
sichtsloser, pensionierter Ar
den. W e r trachtete ihm nach
meeoffizier mit tadellosem
dem Leben und vor allen Din
Verhalten und Glück bei den
gen nach dem Geld? Z u r Zeit
Frauen.
der teuflischen Ta t halten sich
Wie im richtigen Leben kann
sechs Personen auf G ut Tron auch bei „Cluedo” die eine
stein auf, und jede von ihnen
oder andere Nachlässigkeit
zu m Verlust de r Freiheit füh
ren. Durch Gespräche mit
Zeugen und Verdächtigen so
wie dem aufmerksamen Ein
sammeln von Beweisstücken
sollte es Eu ch aber möglich
sein, den Tä te r zu schnappen.
Oder?
G
Roderich Roman Tylski
Windows, Minimum 486 DX/66
mit Double S pe ed C D -R O M .