VZ WAZ/VZWAZ-Nr01/VZWAZ-1997_Jan+Feb_0025.pdf

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Teil von WAZ 03.01.1997

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D EUTSCH LAN D -U M SCH AU

BLICK NACH DRAUSSEN

WTS 1

Kleinere
Wohnungen
im Osten

K U R Z & A K TU E LL
23 Mio DM
Mehrheit für
MaBnahmen gegen
für Erhalt der Scientology
„Stinker"-Zuschlag
Höhere Kfz-Steuem für
Bund und Länder wollen
Mauer-Kunst schärfer
gegen Scientology Autos ohne Katalysator fin­

BERUN (dpa) Wohnungen
in Ostdeutschland sind im
Vergleich zum Westen viel­
fach kleiner und schlechter
ausgestattet.

BERLIN (dpa) Die Restau­
rierung und Sicherung der
East Side Gallery würde,
so die Berliner Senatsver­
waltung, 23 Mio DM kosten.

Nach den Angaben des Stati­
stischen Bundesamts ist eine
W ohnung
durchschnittlich
knapp 70 Quadratmeter groß
und hat vier Zimmer, gegen­
über 88 Quadartmetem und 4,4
Zimmern in den alten Ländern.
Ein Drittel der Wohnungen
werden noch mit Kohleöfen be­
heizt. Gut 60 Prozent der W oh­
nungen verfügten über Bad
oder Dusche und WC und über
eine Sammelheizung. Elf Pro­
zent hätten weder Bad oder Du­
sche noch WC in derWohnung.
Nur 27 Prozent der Bevölke­
rung im Osten leben in den eige­
nen vier Wänden gegenüber 40
Prozent im Westen. Jedem Ein­
wohner in den neuen Ländern
standen rechnerisch 30,9 Qua­
dratmeter zur Verfügung, geht
aus der Zählung hervor.

Die East Side Gallery ist ein
bemaltes 1300 Meter langes
Stück der Berliner Mauer im
Ost-Berliner Bezirk Friedrichs­
hain. Die Kunstwerke entstan­
den durch spontane Aktionen
von Januar 1990 bis Anfang
1991.118 Künstler oder Künst­
lergruppen schufen etwa 120
Bilder. Die Gallery war bereits
1995 in die Liste der Baudenk­
male aufgenommen worden.
Allein die Überdachung der an­
geblich längsten Freiluftgalerie
der Welt würde 15 Mio DM ver­
schlingen, weitere acht Millio­
nen müßten für Erhaltung und
Restaurierung der 73 Bildwer­
ke investiert werden. Nach Ein­
schätzung des Senates haben
die Bilder vor allem unter den
sogenannten „Mauerspechten”
und Übermalungen gelitten.

Ein Leben unter der Brücke
Was optimale Baulandnutzung
bedeutet, kann man nahe des
Stuttgarter Bahnhofs studieren,

Dort wurden die Eintamilienhäuser einfach unter eine Eisenbahnbrücke gebaut. Die Bewoh-

ner dieser Häuschen betonen,
daß sie sich vom Lärm nicht gestörtfühlen.
dpa-Bild

Vorgehen. Geprüft werden
sollte u.a. eine Beobachtung
durch den Verfassungs­
schutz. Bei der Vergabe öf­
fentlicher Aufträge soll si­
chergestellt werden, daß
Scientologen keinen Einfluß
nehmen könnten.
(rtr)

den die Zustimmung der
deutschen Autofahrer. 61
Prozent sind für eine Anhe­
bung. Selbst jeder dritte Be­
sitzer eines älteren Fahr­
zeugs ist bereit, 20 DM mehr
pro 100 Kubikzentimeter
Hubraum zu zah len. (mid)

Stiftung richtet Hospiztelefon ein
Die neue Deutsche Hospiz-Stiftung in Dortmund, Hohle
Eiche 29, hat ein bundesweites Hospiztelefon eingerichtet
Unter ® 0231/73 80 73-0 können Interessierte mehr über
die Deutsche Hospiz Stiftung oder einen Hospizdienst in
ihrer Nähe erfahren.
(ap)

Trinkwasser durch
Bleirohre belastet

Baubeginn an der
Sachsenmagistrale

Vor allem in Ost- und
Norddeutschland liegt die
Bleibelastung des Trinkwas­
sers zum Teil deutlich über
dem Grenzwert von 40 Mi­
krogramm pro Liter, berich­
tet die Stiftung W arentest
Die W erte deckten sich mit
einer EU-Studie.
(gms)

Zwischen Hof und Dres­
den haben die Bauarbeiten
an der Sachsenmagistrale
begonnen. Ab Sommer 1999
verkürzt sich die Fahrzeit
der Bahn für die 226 Kilome­
ter lange Strecke zwischen
den beiden Städten um 45
Minuten.
(mid)

Der Dom gerät ins Wanken
Sanierung des Brandenburger Baudenkmals kostet 90 Mio DM
Die Mutter aller Kirchen
zwischen Elbe und Oder
wankt bedrohlich. Noch
überragt der Backsteinbau
aus dem Jahr 1165 die Sil­
houette der Havel-Stadt
Brandenburg. Doch wer
genauer hinschaut, sieht
die fingerbreiten Risse am
Hauptportal.
Im maroden Hoizdach sitzt
der Schwamm. Das Gebälk
droht einzustürzen. Auch die
Streben in den Kirchenfenstem
und die Orgelempore haben
sich deutlich verzogen. Der
ganze Bau ist sichtlich in Bewe­
gung. Preußens Baumeister
Schinkel prophezeite einst, daß
der Brandenburger Dom das
nächste Jahrtausend nicht
mehr erleben werde. Damit
Schinkel nicht recht behält,
müht sich Bauleiter Thomas
Müller aus Hamburg, den Dom
zu retten. Vom Dach bis zu den
Gründungsfundamenten wird
der Bau in den nächsten 15 Jah­
ren Schritt für Schritt saniert.
1998, zum 1050jährigen Be­
stehen des Bistums Branden­
burg, soll der Dom für sechs Mio
DM zumindest wieder so stand­
fest sein, daß keine unmittelba­
re Einsturzgefahr m ehr besteht.
Auf rund 90 Mio DM schätzt
der Verwaltungschef des Dom­
stifts, Hans-Ulrich Gräber, die
Kosten für die Sanierung der
gesamten Dom-Insel.
Soviel Geld für eine Kirche in der Stadt Brandenburg sieht
nicht jeder sofort die Notwen­
digkeit ein, ein Scherflein zu ge­
ben. „Es wäre wünschenswert”,
sagt Gräber, „daß sich die Bran­
denburger genauso mit dem
Dom identifizieren, wie die

Dresdner mit der Frauenkir­
che.” Doch in der einstigen
Stahlarbeiterstadt stehen sozia­
le Probleme weit höher auf der
Prioritätenliste als der Erhalt
des Doms, der indes wie kein
anderes Gebäude brandenburgische Geschichte verkörpert:
Schon vor 800 Jahren sprach
man von den „neuen Ländern”.
Gerade erst hatte Albrecht
der Bär die Slawen niederge­
rungen und Brandenburg für
das Reich zurückgewonnen.

Hier begann die Christianisie­
rung des Ostens. Brandenburg
war die Wiege der westlichen
Zivilisation in einer Gegend,
die schon damals aus rheini­
scher Sicht als ein vorgelagertes
Sibirien galt.
Im Dom-Archiv liegt wohl­
verwahrt noch die Original-Ur­
kunde aus dem Jahr 1237, die
als erste Erwähnung Berlins
gilt. Soviel geballte Geschichte
an diesem Ort muß Otto Graf
Lambsdorff bei einem Besuch

nachhaltig beeindruckt haben.
Lambsdorff gilt als Motor des
Fördervereins, der seit zwei
Jahren Spenden für die DomSanierung einsammelt. Andere
Prominente ziehen mit, AltBundespräsident Richard von
Weizsäcker etwa oder Loriot,
bürgerlich Vico von Bülow.
200 Mitglieder zählt der För­
derverein heute. Eine halbe
Million DM kam 1995 zusam­
men. 300 000 DM sind es in die­
sem Jahr - Beträge, die auch nö­
tig sind, um Landes- und Bun­
desmitte! abrufen zu dürfen.
Schon die DDR mühte sich, den
Dom zu retten. Er genoß die
höchste Denkmalsförderstufe,
bekam ein neues Kupferdach

Aus Brandenburg berichtet
WAZ-Korrespondent
Joachim Rogge

Der Brandenburger Dom soll in den nächsten 15 Jahren vom den
Fundamenten biszum Dach saniert werden.

Foto: LotharWils

und neue Stützpfähle. „Was zu
DDR-Zeiten möglich war, ist
geschehen”, sagt Gräber.
Die Brandenburger Dom-Sanierer lassen sich eine Menge
einfallen, um die Öffentlichkeit
zu mobilisieren. Im Kirchen­
schiff werden Konzerte veran­
staltet Eine U hr ist in Planung,
deren Ziffemblatt aus OriginalDomkupfer besteht und knapp
140 DM kosten soll. 50 DM da­
von gehen an den Dom. Der
Stuttgarter
Mundartdichter
Raff spendete bereits 180 000
DM aus Bucherlösen.
Und rostige, jahrhunderteal­
te Nägel, die jetzt aus dem G e­
bälk gezogen werden, lassen
sich vielleicht ebenso gut ver­
kaufen wie Bröckchen von der
Frauenkirche. Darüber wird
noch nachgedacht.

Das Polster seines Abgeord­
netensessels im Plenarsaal in
Saarbrücken ist nämlich ver­
schlissen, der herausquillende
Schaumstoff bleibt an den Klei­
dern hängen. Peinlicher war der
Auftritt des jetzigen CDU-Frak-

Auch am Stuhl von Minister­
präsident Oskar Lafontaine
(SPD) hat der Zahn der Zeit
genagt: Der Bezug an der Rükkenlehne ist lose, Befestigungsnadeln gucken heraus. Doch
damit nicht genug: Im Plenum
löst sich der Teppichboden, von
der Decke der Zuschauertribü­
ne fällt die Tapete ab, Risse sind
an den Wänden, die Beleuch­
tungsanlage entspricht schon
lange nicht mehr dem neuesten
Stand. Von der Telefonanlage
nicht zu reden.
Eine
Generalüberholung
scheiterte bisher am Geld. „Seit

1988 laborieren wir an einer
großen Renovierung”, räumt
der Leitende Ministerialrat
Bernhard Stollhof ein. Im Etat­
entwurf 1997 d er SPD-Landesregierung ist aber wieder kein

Kein Geld für
die Renovierung
Geld für die Renovierung des
Landtages zu finden.
Auch Journalisten wissen ein
Lied zu singen über unhaltbare
Zustände. „Ich brauchte eine
Leiter, um das Abstimmungs­

Kabul verbietet Frauen
die Arbeit bei Ausländern
Frauen in Kabul dürfen nicht
mehr bei ausländischen Firmen
arbeiten. In einer Bekanntma­
chung droht die „Behörde zur
Förderung der Tugend und
Verhinderung des Lasters” mit
Verhören und Verfolgung, falls
Frauen gegen die Verordnung
verstoßen.
(wid)

Philippinen: Bevölkerung
soll langsamer wachsen
Ein Gesetz, das staatliche
Programme zur Eindämmung
des Bevölkerungswachstums
erlaubt, fordert der philippini­
sche Präsident Ramos: „Wenn
wir Erfolg haben, werden wir
auch die Zustimmung einiger
katholischer Kirchenkreise be­
kommen.” Die philippinischen
Bischöfe kritisierten die Regie­
rung wiederholt wegen ihrer
Familienplanungsprogramme
und der Werbung für Verhü­
tungsmittel.
(kna)

YICHANG (dpa) Das gi­
gantische Staudammpro­
jekt an den Drei Schluch­
ten des chinesischen
Jangtse-Stromes ist äu­
ßerst umstritten.
Die Pläne zu dem größten
Staudamm der Erde sind alt.
Schon der Gründer der Rupublik China, Sun Yatsen, befür­
wortete dieses Projekt. Revolu­
tionär Mao Tsetung griff den
Plan wieder auf. Das Vorhaben
wurde wegen technischer und
finanzieller Probleme jedoch
immer wieder verworfen, zu­
letzt noch 1988.
Niemand ist mit dem Mam­
mutprojekt enger verbunden
als Ministerpräsident Li Peng.
In der politischen Repression
nach der blutigen Niederschalgung der Demokratiebewegung
1989 setzte er seine Pläne
durch. Der Nationale Volks­
kongreß billigte sie 1992 nurwi­
derwillig. Er demonstrierte sei­
ne Ablehnung mit einer bis da­
hin ungekannten hohen Zahl
von einem Drittel Gegenstim­
men und Enthaltungen.
Von Geschlossenheit konnte
also keine Rede sein, doch
schrieb Li Peng im Mai sogar in
einem Lied über sein Lieblings­
projekt: „Die Einheit des Wil­
lens hat Pläne gemacht, die
Wellen zu stoppen” müssen
ihm heute die Schulkinder in
China nachsingen.
Die Befürworter des Stau­
damms weisen darauf hin, daß
dadurch
Hochwasser be­
kämpft, Strom erzeugt und die
Schiffbarkeit verbessert wer­

den könne. Die Wahrschein­
lichkeit einer schlimmen Flut­
katastrophe alle zehn Jahre
könne mit dem Damm auf 100
Jahre verbessert werden.
Vielleicht das wichtigste Ar­
gument ist aber die Stromerzeu­
gung für das energiedurstige
Milliardenvolk. Ein Neuntel
des gegenwärtigen Energiebe­
darfs soll das Kraftwerk erzeu­
gen und mit großen Hochspan-

Energie für ein
Milliardenvolk
nungsleitungen bis nach Pe­
king, Schanghai oder Kanton
liefern. Diese saubere Energie
werde die Verbrennung von
jährlich 50 Millionen Tonnen
Kohle überflüssig machen. Vizegouvemeuer Zhang Hongxiang schildert eindringlich den
Energiemangel. In ganzen
Stadtvierteln und Fabriken
Wuhans müsse immer wieder
der Strom abgeschaltet werden.
Mehr Energie bedeute für seine

Provinz mehr wirtschaftliches
Wachstum und einen höheren
Lebensstandard.
Ein wichtiger Aspekt des
Dammes ist auch die Schiffbar­
keit. Mit dem Staudamm steigt
der Wasserpegel um bis zu 175
Metern. Bisher konnten nur
3000 Tonnen große Schiffe bis
Chjengdu, der Hauptstadt der
bevölkerungsreichsten Provinz
Sichuan, fahren. In Zukunft
sollen es bis zu 10 000 Tonnen
schwere Schiffe schaffen. Auch
davon wird sich ein wirtschaft­
licher Anschub für den chinesi­
schen Binnenmarkt erhofft.
Kritiker wenden ein, daß vie­
le kleinere Staudämme am
Jangtse und seinen Nebenflüs­
sen die Energie dort produzie­
ren könnten, wo sie gebraucht
werde. So könne auch das
Hochwasser reguliert werden.
Und die ökologischen und so­
zialen Folgen des Projekts wür­
den
vermieden
werden.
Schließlich müssen 1,2 Millio­
nen Anwohner des JangtseStromes ihre Städte und Dörfer
verlassen.
Der Damm ist für die Macht­
haber ein politisches Werk­
zeug, sich den USA und ande­
ren Ländern zu widersetzen,
denen vorgeworfen wird, China
klein halten zu wollen. Dem
wird der Wille entgegengehal­
ten, nicht mehr ein rückständi­
ges China zu bleiben, sondern
politisch und technologisch ei­
ne Supermacht zu werden.
„Das Volk hat 70 Jahre lange
davon geträumt, jetzt wird der
Traum wahr”, so die Propagan­
da.
Andreas Landwehr

Baby-Milch im Irak begehrt
Baby-Milch ist für irakische Mütter wieder erschwinglich. Wie
auf dem Markt in Baghdad wird
die Säuglingsnahrung zu stark

herabgesetzten Preisen angeboten. Grund dafür ist die Aufhebung des Öl-Embargos, das die
UN verhängt hatte. Als Folge des

Exportverbots waren zuletzt monatlich etwa 4 500 Kinder an
Hunger und Krankheit gestorben.
ap-Bild

Steuer teilhaben

UNICEF: Stipendien statt Sanktionen

ROM (kna) In Italien sollen
auch die jüdischen Gemeinden
gleichberechtigt am Kirchen­
steueraufkommen teilhaben.
Eine entsprechende Gesetzes­
änderung ist in Vorbereitung.
Diese sieht vor, daß jüdische
Gemeinden künftig einen Teil
der „unbestimmten” Kirchenund Sozialsteuer erhalten sol­
len. In Italien können die Bür­
ger selbst bestimmen, welcher
sozialen Organisation sie diese
Steuer zukommen lassen wol­
len. Die Abgaben der Bürger,
die keine eigene Festlegung ge­
troffen haben, werden nach ei­
nem mathematischen Schlüssel
aufgeteilt.

NEU-DELHI (ips) Handels­
sanktionen, die zur Be­
kämpfung der Kinderar­
beit verhängt werden,
schaden in der Regel
mehr, als sie nutzen. Das
stellt UNICEF fest.

Kinderarbeit stoppen

Das Kinderhilfswerk der Ver­
einten Nationen präsentiert das
Beispiel der Bekleidungsindu­
strie in Bangladesch. Textil-Untemehmen hatten dort 50 000
Jungen und Mädchen auf die
Straße gesetzt, nachdem der
US-Senat Sanktionen zuge­
stimmt hatte. Allein die Be­
schlußfassung bewirkte die
Entlassungswelle. Die wirt­

schaftliche und soziale Situati­
on der arbeitslosen Kinder und
ihrer Familien verschlechterte
sich nach der Entlassung.
UNICEF lobt Initiativen, die
über die Forderung nach Sank­
tionen hinausgehen. So ermög­
lichten Textilexporteure in Ne­
pal durch eine Spende von einer
Mio Dollar Stipendien für rund
4000 junge Arbeiter, die so in
den Genuß einer guten Ausbil­
dung kommen. Den frei gewor­
denen Arbeitsplatz vergeben
die Unternehmer nach Mög­
lichkeit an erwachsene Mitglie­
der der Familie, damit sich die
wirtschaftliche Situation der
Familie nicht verschlechtert.

«

S l L-ttwl CE

Viele Städter erwerben dort eine Zweitwohnung
HUSUM (dpa) Mit Sturm,
Flut und Abgeschieden­
heit haben die Bewohner
der Halligen zu leben ge­
lernt. Nun droht ihnen ei­
ne ganz andere Gefahr:
die Auszehrung von in­
nen.
Die vermeintliche Romantik
des Hallig-Lebens weckt Be­
gehrlichkeiten bei Städtern auf
der Suche nach malerischen
Zweitwohnungen. Auf Hooge,
der größten der Halligen, sind
bereits 14 von insgesamt 45
Häusern in den Händen aus­
wärtiger Besitzer. Auf Langeneß sind es fünf von 27, auf Oland
zwei von sieben. Auf Gröde, mit
seinen 16 Menschen, steht jetzt

erstmals ein Objekt als Zweit­
wohnsitz zur Disposition.
Im Sommer sind die Halligen
eine Idylle. W enn aber die
Herbststürme ins Land ziehen,
ist es damit vorbei. Die Halligen
werden häufig überflutet, sind
von der Außenwelt abgeschnit-

Helfende Hände
fehlen im Herbst
ten. In dieser Situation wird je­
de H and gebraucht - in der
Nachbarschaftshilfe, im Kü­
stenschutz, bei der Feuerwehr.
Die Hände der Zweitwoh­
nungsbesitzer fehlen.
Eine halbe Million Mark und
mehr sind für Hallig-Häuser

schon gezahlt worden. Solche
Summen können Halligfami­
lien nicht aufbringen. Die Stif­
tung Nordfriesische Halligen
und der Kreis Nordfriesland su­
chen derzeit nach Strategien,
dem weiteren Ausverkauf entgegenzusteuem. Gezielte Ein­
zelförderung ansässiger Firmen
könnte ein Instrument sein,
meint Dieter Harrsen, Ge­
schäftsführer der Stiftung.
Für den anstehenden Haus­
verkauf auf Gröde zeichnet sich
nach seinen Worten erstmals
eine solche Lösung ab: Es sieht
so aus, als würde eine junge Fa­
milie von der Nachbarhallig
bald mit Hilfe entsprechender
Zuschüsse zu Hausbesitzern
aufGröde.
HeikeWells

Der Saar-Landtag zeigt Auflösungserscheinungen - Risse in den Wänden und eine veraltete Telefonanlage
tionschefs Peter Müller Vorjah­
ren. Seine Hose verfing sich an
einer herausragenden Feder
seines Sitzes und zerriß, als er
zum Rednerpult wollte.
Über den baulichen un d tech­
nischen Zustand des Landtages
herrscht bei den Abgeordneten
von SPD, CDU und Bündnis
90/Die Grünen seltene Einmü­
tigkeit: katastrophal und uner­
träglich, lauten die Kommenta­
re .Vor allem der Plenarsaal hät­
te eine gründliche Renovierung
nötig: verschlissene Polster, Lö­
cher in den Rückenlehnen,
durchgesessene Sitze.

zum Aufschwung ebnen
Doch das Jangtse-Projekt ist umstritten

ln Paraguay lebt ein Viertel
der städtischen Bevökerung in
extremer Armut. Rund 560 000
Menschen können ihre Grund­
bedürfnisse nicht decken. Bei
35 Prozent der Familien besitzt
der Familienvorstand keinerlei
Schulbildung.
(ips)

Auch an Oskar Lafontaines Stuhl nagt der Zahn der Zeit
SAARBRÜCKEN (dpa) Der
SPD-Fraktionsvize Reiner
Tabiliion prüft dezent sein
Jackett, bevor er zum
Rednerpult im Saar-Land­
tag g eh t Er stellt sich die
Frage, ob Schaumstoffkrü­
mel an der Jacke hängen
oder nichL

Nr. 2. / Freitag, 3. Januar 1997

KURZ Staudamm soll den Weg

NACHRICHTEN

Viele Städter in Paraguay
leben in extremer Armut

Den friesischen Halligen
droht der Ausverkauf

107/37

verhalten der Abgeordneten in
den letzten Reihen zu sehen”,
berichtet der landespolitische
Korrespondent des Saarländi­
schen Rundfunks, Michael
Thieser. Die Fensterscheibe der
Kabine ist zudem blind
Dabei hat der Landtag eine
illustre Geschichte. Der Plenar­
saal des 1865 erbauten Hauses
war früher der Tanzsaal der
Saarbrücker
Abendgesell­
schaft, wo rauschende Feste ge­
feiertwurden. Das ist lange vor­
bei. Heute hat das Haus eher
den verblichenen Charme eines
Vorstadtkinos. Eva-Maria Britz

Bildschöner Fotokalender '97
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