VZ WAZ/VZWAZ-Nr01/VZWAZ-1997_Jan+Feb_0009.pdf
Medien
Teil von WAZ 02.01.1997
- extracted text
-
M E IN U N G U N D M E L D U N G
M a h n w o rte zu m N e u e n J ah r
Wenig Macht
Die guten Worte zum Neu
en Jahr haben es an sich, daß
sie verhailen wie derKlang der
Silvesterglocken.
Immerhin scheint zu Beginn
dieses Jahres ein Ton größe
rer Eindringlichkeit die Belie
bigkeit der Mahnungen zu
durchbrechen.
Mit
bemerkenswerter
Schärfe warnen die deut
schen Kirchenführer vor der
Gleichgültigkeit, mit der die
Zweiteilung der Gesellschaft
zunehmend
hingenommen
wird. Außer dem Wirtschafts
standort, sagen sie trefflich,
müsse auch der „humane Le
bensstandort" Deutschland
bewahrt werden.
Manch kräftiges Wort von
der Kanzel steht allerdings im
Gegensatz zu einer Sozial
denkschrift der Kirchen, die
bald veröffentlicht wird. Sie
äußert sich wesentlich mode
rater, auch gemessen an den
ersten, wesentlich kritische
ren Entwürfen. Von einer
ernsthaft
aufbegehrenden
Kirche sind wir in Deutschland
weit entfernt.
Darin drückt sich freilich ei
ne realistische Einschätzung
der gesellschaftlichen Ver
hältnisse aus. Macht haben
die Kirchen nicht, auch immer
weniger Einfluß. Die wahren
Entscheidungen treffen die
kühlen Rechner.
Schließlich geht es nicht nur
den Kirchenführem so, daß
die Warnungen vor der wach
senden Arbeitslosigkeit zur
bloßen Litanei geraten, wäh
rend die Wirklichkeit unge
rührt den Gesetzen des Mark
tes folgt. Präsident und Kanz
ler sind da nicht viel weniger
ohnmächtig.
Was die Kirchen zur sozia
len Schieflage in Deutschland
zu sagen haben, findet zudem
vor einem politischen Hinter
grund stait, der wenig Gutes
verheißt. Die bayerische CPartei scheint im Jahre 1997
die Sorge der Menschen um
ihren Arbeitsplatz auf ihre
ganz eigene Weise nutzen zu
wollen. Das vorhandene Un
behagen soll auf die ausländi
schen Konkurrenten am Ar
beitsmarkt gelenkt werden.
Ob sich die Bischöfe die Soli
darität, nach der sie rufen, so
vorgestellt haben?
Ralf Lehmann
1
NUM MER 1
Deutsche Bischöfe besorgt
über die Macht des Geldes
„Sozialstandards senken” - „Land der Gotteslästerer"
Führende Kirchenvertreter
haben sich zum Jahres
wechsel besorgt um die
Zukunft des Sozialstaats
gezeigt. Die Kluft zw i
schen Arm en und Reichen
w erde im m er größer.
Der Ratsvorsitzende der
Evangelischen
Kirche
in
Deutschland (EKD), Engel
hardt, prophezeite in seiner Sil
vesterpredigt
Verteilungs
kämpfe und sprach von einem
Klima zunehmender sozialer
Kälte. Vor einem Rückfall in
Weimarer Zeiten warnte Ham
burgs Bischöfin Jepsen. Ar
beitslosigkeit und Armut könn
ten dazu führen, daß sich die
Ereignisse der 20er und 30er
Jahre wiederholten.
Der bayerische Landesbi
schof Loewenich kritisierte in
seiner Predigt den W’elthandel.
Unter dem „Zauberwort Glo
balisierung” sei die Erde zu ei
nem riesigen Markt geworden,
der sich wie eine höhere Macht
nach eigenen Gesetzen entwikkelt, sagte Loewenich.
Die Kirchen müßten eine
Antwort suchen auf die Frage,
wie den Auswirkungen der
„harten Gesetze der Wirtschaft
und des Geldes” begegnet wer-
Korrespondenten
berichten
den könne, betonte der Thürin
ger Landesbischof Hoffmann.
Der zunehmende Existenz
kampf verändere das „Mitein
ander unter Freunden, die Ge
meinschaft in der Nachbar
schaft und im D orf und selbst
die Persönlichkeit des einzel
nen”, so Hoffmann. Am Ende
„dreht sich jeder um sich selbst
und verliert”.
Zur Sicherung der wirt
schaftlichen Wettbewerbsfä
higkeit muß Deutschland nach
Ansicht des katholischen Hil
desheimer Bischofs Homeyer
auch zum Abbau sozialer Stan
dards bereit sein. Nicht zu Un
recht werde die vorherrschen
de
„Versorgungsmentalität”
kritisiert. Die Sozialpolitik
müsse so gesteuert werden, daß
Eigenverantwortung und Lei
stungsbereitschaft
gefördert
und zugleich die Verwirkli
chung des Solidargebotes er
möglicht werde.
Nach Ansicht von Kardinal
Meisner ist Deutschland von ei
ner Kultumation zu einer Kon
sumnation verkommen. Der
Kölner Erzbischof kritisierte,
aus einem Land der Denkerund
Dichtersei ein Land der Gottes
lästerer und Ehrfurchtslosen
geworden.
(epd/dpa)
Kommentar: Wenig Macht
D a s W e tter hält, w as d e r K a len d e r v ers p ric h t
Es ist W inter
Zum Jahreswechsel kann
sich die Bevölkerung kaum
gegen die Eiseskälte mit mi
nus 20 Grad schützen. In vie
len Fenstern sind keine Schei
ben, die Menschen frieren in
den Wohnungen. Katastro
phal ist die Versorgung mit Le
bensmitteln. In Essen ist kein
Brot mehr erhältlich .viele Kin
der haben keine Schuhe. Für
die Eisenbahn fehlt Kohle.
Hunderte kommen mit Erfrie
rungen in die Krankenhäuser.
So war es. Im Winter 1946/
47. Das relativiert so manche
Klagen über lästiges Schnee
räumen und Behinderungen
im Straßenverkehr. Es ist kalt,
aber eine Kältekatastrophe ist
etwas anderes.
Wir hatten uns daran ge
wöhnt, daß der Winter seine
Schrecken woanders zeigt.
Arktische Temperaturen - da
von bekamen wir im Fernse
hen etwas mit. Wie man in bit
terkalten Verhältnissen lebt,
überlebt, wissen wir aus war
mer Wohnzimmersicht.
Jetzt also auch bei uns. So
zusagen aus heiterem Him
mel. Sprachen die Klimaex
perten nicht vom Treibhausef-
fekt, von ständiger Aufwär
mung? Sie mögen langfristig
recht haben, müssen aber mit
Einsprüchen rechnen. Die Na
tur, sie entzieht sich immer
noch der vermeintlich allum
fassenden Berechenbarkeit.
Von einer frostigen Überra
schung sollte man trotzdem
nicht sprechen. Nach aller Le
benserfahrung mußte damit
gerechnet werden, daß der
Winter auch in unseren gemä■ßigten Breitengraden wieder
einmal seinen Namen ver
dient. Es ist ja auch nicht alles
schlimm, was den gewohnten
Alltag beeinträchtigt. Die eisi
ge Last ist auch eine weiße
Pracht. Dieser Winter be
schert uns eine BilderbuchFreizeitlandschaft,
Rodel
spaß, Schlittschuhvergnügen
- und viei Gesprächsstoff.
Eingefrorene
Weichen,
Rohrbrüche, Verspätungen das ist ärgerlich, lästig. Aber
mit Widrigkeiten werden wir
fertig. Furchtbar ist es, wenn
Menschen erfrieren, weil sie
kein Obdach haben. 50 Jahre
nach dem schlimmen Winter
46/47 läßt diese Kälte wirklich
frösteln.
BodoZapp
A utob ah n -G eb ü h re n b leiben e in T h e m a
Pickerl-Pläne
Verkehrsminister
Wissmann kommt beim Thema Au
tobahn-Vignette für Auslän
der immer mehr unter Druck.
Noch steht Kohls Ressortieiter für den Straßenbau auf der
Gebührenbremse. Aber wie
lange noch? Die Länder Bay
ern und Baden-Württemberg
geben mächtig Gas bei der
Autobahn-Maut. Mit zweifel
los guten Argumenten.
Das von Wissmann ins Feld
geführte Argument hoher Ko
sten für die Erhebung von Au
tobahn-Gebühren wirkt wenig
überzeugend. Das beweist
ein kurzer Blick über die Gren
zen in die Schweiz, die mit
spärlichem Verwaltungsauf
wand auskommt. Nachbar
staaten nutzen die sprudelnde
Einnahmequelle - sehr zur
Freude und Entlastung der Fi
nanzminister-, um ihren Stra
ßenbau zu finanzieren. Deut
sche Autofahrer tragen ihr
Scherflein schon seit Jahren
in Frankreich, Italien und Spa
nien dazu bei.
Und seit dem 1. Januar er
hebt nun auch der Nachbar
Österreich einen Wegzoll auf
den heimischen Autobahnen.
Viele deutsche Winter-Urlau
ber sind empört und weichen
in Orte und Regionen aus, die
auch ohne teures „Pickerl" an
gesteuert werden können.
Stoiber, Teufel und sicher
viele Bürger halten es für billig
und gerecht, im Gegenzug
auch in Deutschland zu kas
sieren. Brüssel wäre einver
standen. Einzig die Bundesre
gierung streubt sich - diesmal
im Schulterschluß mit SPDFraktion und den Grünen.
Wissman und Opposition
setzen ganz auf Straßenbe
nutzungsgebühren, die mit
elektronischer Hilfe abhängig
von den gefahrenen Kilome
tern und nicht pauschal erho
ben werden. Einziger Schön
heitsfehler: Die Technik funk
tioniert nicht und ist darüber
hinaus - abgesehen vom Da
tenschutz - auch viel zu teuer.
Also geschieht nichts.
Mag der deutsche Autofah
rer darüber den Kopf schüt
teln. Die Nachbarn wird's freu
en. Sie können unsere Auto
bahnen weiter gratis nutzen.
G. Reichenbachs, Bonn
waz-Zeichnung: Waldemar Mandzel
Die Meßlatte des neuen Jahres
Rau: Mehr Arbeitsplätze schaffen
Süssmuth ruft Bürger zur stärkeren Mitwirkung auf
DÜSSELDORF (dpa/ap)
Die Bewältigung des
„schwierigen Strukturwan
dels” und der Arbeitslo
sigkeit bleiben nach den
W orten von NRW -Ministerpräsident Rau auch 1997
die größten Aufgaben.
Zwar könne die Landespoli
tik wenig gegen die seit Jahren
in Deutschland herrschende
Dauerarbeitslosigkeit ausrichten, „aber was sie tun kann, das
tut sie”, versicherte der Regie
rungschef in seiner Neujahrs
ansprache: „Nichts ist schlim
mer als die Dauerarbeitslosig
keit, nichts ist wichtiger, als daß
Menschen sich selber ernähren
könnenunddaßsie Erfüllung in
ihrer Arbeit finden.” M it beson
derem Lob bedachte Rau alle
Bürger, die sich ehrenamtlich
um Nachbarn, Kranke, Kinder
und Alte kümmerten und er
munterte sie, nicht müde zu
werden.
„Wir brauchen mehr ausge
streckte Hände als Ellenbo-
Johannes Rau
gen”, betonte Rau. Im neuen
Jahr sollte nicht nur die Chance
zur Selbstverwirklichung ge
sucht werden, sondern auch
die, auf andere zuzugehen.
Bundestagspräsidentin Süss
muth rief die Bundesbürger zur
aktiven Mitgestaltung der Zu
kunft auf. „Unsere Demokratie
lebt von der Stärke ihrer Bürger,
ihrem Mitdenken und Mithan
deln”, sagte die CDü-Poiitikerin in ihrer Neujahrsansprache.
Sie wünsche sich „für jeden
von uns mehr Vertrauen zu sich
selbst und den Mithandelnden,
mehr abwägende Risikobereit
schaft, Offenheitund Wohlwol
len für die Menschen, mit denen
wir zusammen leben, ob Deut
scher oder Ausländer”.
Vom Schnee von gestern
Zum Schnee, der uns derzeit
so zauberweiß erfreut, haben wir
dessen ungeachtet ein seltsa
mes Verhältnis. In der Um
gangssprache begegnet er uns
vor allem als Schnee von ge
stern. Und wenn er verbrennt,
bleibt uns die Asche doch.
Das führt mich unversehens in
das weite Feld der Redensarten,
deren sich der Journalist nur all
zu gern bedient. Ist es nicht gera
dezu eine journalistische Ob
session (deutsch: Zwangsvor
stellung), daß wir am liebsten zu
möglichst abgegriffenen, oder
aber zu möglichst komplizierten
Begriffen greifen? Als die WAZ
noch so jung war wie dieses Jahr
heute, hat ein weiser Mann die
Fremdwörter, ausgenommen
die gänzlich geläufigen, kurz und
bündig verboten. Daran hielten
wir uns so manches Jahr, doch
wie das geht mit den guten Vor
sätzen, sie geraten auch immer
wieder in Vergessenheit.
Selbst der Glossenschreiber
gesteht, hin und wieder der Ver
suchung zu erliegen, sich latei
nisch auszudrücken. Was dann
prompt in die Hose geht, wenn in
der Eile des Gefechts sakro
sankt und Sakrileg durcheinan
dergeraten. Ach, da wird es dann
schwer, über jene Kollegen den
feinen Spott auszugießen, die
sich gern in postmodemer
Ästhetikergehen, oder aber, um
zu den abgegriffenen Begriffen
zurückzukehren, zum aberhundertsten Male behaupten, süßer
hätten die Kassen nie geklingelt.
Oh guter Vorsatz, dergleichen
nie mehr gedankenlos hin
schreiben zu wollen. Spätestens
im Dezember 1997 wird er - lei
der-vergessen sein.
ia
D O N N E R S TA G , 2. JANUAR 1997
A U S DEM W E S T E N
1
KURZ & AKTUELL
K u iz aber heftig:
Jahreswechsel
der Rekorde
Schweizer Minister Deutscher
Diplomat in
wirft Nazi-Opfern
Bosnien gewürdigt
Erpressung vor
Der Schweizer Wirt
schaftsminister Delamuraz
hat die Forderungen nach ei
nem Entschädigungsfonds
für Naziopfer als Erpressung
bezeichnet. Der Jüdische
Weltkongreß reagierte mit
Empörung. Die Organisati
on warf Delamuraz eine
„schockierende Gefühlslosigkeit” vor. Überlebende
des Holocaust und deren
Nachkommen fordern Ent
schädigung für Vermögen,
di., von den Nazis geraubt
und in die Schweiz gebracht
wurden oder für bislang unentdeckte Nummemkonten
von Nazi-Opfern.
(ap)
D er deutsche Diplomat
Michael Steiner ist in Bosni
en zur „Persönlichkeit des
Jahres” gewählt worden. Die
Leser von
bosnischen
Zeitungen
würdigten
damit, daß
der Stellver
treter des in
ternationa
len BeaufM. Steiner
tragten für
den Wieder
aufbau des Landes, des
Schweden Carl Bildt, fürvie
le Probleme Bosniens eine
Lösunggefunden habe, (ap)
Polizei: Schöne ruhige Nacht
Von unseren Reportern
und Nachrichtendiensten
RUHRGEBIET. Kurz aber
heftig w urde das neue
Jahr begrüßt: Bei Rekord
kälte schossen die Deut
schen in Rekordgeschwin
digkeit ein rund 150 Millio
nen Mark teures Feuer
w erk in den nächtlichen
Him m ei. Sonst w ar (fast)
nichts ios.
Obdachlose bei Überfall schwer verletzt
Vier Jugendliche, die vermutlich der rechtsradikalen Sze
ne angehören, haben in Sebnitz (Sachsen) zwei Obdachlose
überfallen. Eines der Opfer, ein 32jähriger Mann, erlitt
schwere Gesichtsverletzungen. Die Täter hatten grundlos
auf die im Bahnhofschlafenden Männereingeschlagen, (ap)
Deng Xiaoping: Sorge
um die Gesundheit
i verschneiten Dortmunder Westfalenpark traf man sich zum Neujahrs-Spaziergang. Doch sogar
dick eingepackt hielten es die meisten nur kurz an der „frischen” Luft aus.
waz-Bild: Horst Müller
Die chinesische Führung
ist über den schwindenden
Gesundheitszustand
von
Deng Xiaoping (92) benach
richtigt worden, nachdem
Krankenschwestern
den
greisen Altpolitiker am
Montag abend nicht mehr
zum Essen hatten wecken
können. Das berichtete die
Hongkonger
Zeitung
„South China Moming
Post”.
(dpa)
Borussia-„Fan”
in Dortmund
auf Diebestour
Elektronik fiel
aus: Zahlreiche
Züge verspätet
Deng Xiaoping
Türkei setzt Offensive
gegen PKK fort
Köpper sieht weitere
Bank-Konzentration
Die türkische Armee hat
am Mittwoch ihren Kampf
gegen Rebellen der separati
stischen Arbeiterpartei Kur
distans (PKK) im Nordirak
fortgesetzt. Bei türkischen
Luftangriffen seien drei La
ger der PKK zerstört worden
und 72 Menschen ums Le
ben gekommen, wurde be
richtet
(ap)
Weltweit steigender Wett
bewerb wird die Konzentra
tion im Bankensektor nach
Einschätzung des DeutscheBarik-Chefs Hilmar Köpper
weiter verstärken. Auch
deutsche
Kreditinstitute
könnten sich dem globalen
Wettbewerb - besonders
nach Einführung des Euro nicht entziehen.
(rtr)
WAZ DORTMUND. Ein bis
lang imbekannter „Fan” des
Fußballmeisters Borussia hat in
Dortmund an einem Tag gleich
zwei Banken überfallen.
Nachdem der mit schwarz
gelber BVB-Pudeimütze und
ebensolchem Schal vermumm
te Räuber morgens in einer
Bank 3000 Mark erbeutete,
kassierte er am Abend in einer
Sparkasse noch einmal 4000
Mark. In beiden Fällen hatte er
die Angestellten mit vorgehal
tener ^Waffe zur.Herausgabe des
Geldes gezwungen.
WAZ DUISBURG. Zahlreiche
Züge auf der vielbefahrenen
Strecke zwischen Duisburg und
Köln fuhren am Dienstag mor
gen verspätet oder fielen ganz
aus: Nacheinander waren die
Stelltische in den Zentralstell
werken in Duisburg und Düs
seldorf ausgefallen.
Ab 7.30 Uhr konnten daher
eine Viertelstunde lang die W ei
chen und Signale in Düsseldorf
nicht mehr elektronisch be
dient werden. 55 Züge, S-Bah
nen sowie Nah- und- Fernver
kehr, waren betreffen.
Eisenbahnbrüeke in
Assam gesprengt
Leser-Meinung
Zwei Tage nach dem An
schlag auf einen Expreßzug
im indischen Staat Assam
mit 60 Toten ist in derselben
Region eine Bahnbrücke ge
sprengt worden. Die Polizei
teilte am Mittwoch mit, es
sei bei dem Vorfall rund 70
km westlich der Stadt Guwahati niemand verletzt
worden.
(rtr)
Zitat des Tages
Wir haben einen Stil ent
wickelt, unsere augen
blicklichen Bedürfnisse so
zu befriedigen, daß dabei
künftigen
Generationen
die Möglichkeit genommen
wird, so gut zu leben wie
wir.
Kardinal Friedrich Wetter
zum Jahreswechsel im Mün
chener Liebfrauendom.
WESTDEUTSCHE
A L L G E M E IN E
dSjSnCtofce
u r Ralf Lehmann
lUvertreter: Alfons Pieper (Politik),
ns-Tiirfai PHwUte, Bodo Zapp (Chef
n Dienst)
daktioneUe Produktion: Johannes Pothv Rolf Potthoff; t ____ ______
Klaus’Kleebaum; Nachrichten: Dieter Jeworrck; Wirtschaft: Norbert Weiter; Ana
dem Westen: Gerhard Schute; A u aBcr
Weh: Dietmar Ehmann; Kultur. Dr. Hans
Jansen; Sport: Hans-Josef Justen;
‘
‘
‘ k Gudnm NorHans-Dieter Budde.
Zu
„Scheidungsanwälte
richten Hotline ein”:
Die Telefonnummer wurde
nicht für die Festtage einge
richtet, sondern
besteht
schon lange. Beim AnwaltSuch-Service kann man ko
stenlos die Telefonnummer
eines Fachanwalts abfragen,
der im Wohnbereich seinen
Sitz hat und am betreffenden
Gericht zugelassen ist.
Theo Bald, Duisburg
Zu „Arbeitgeber wollen
Konflikte neu regulieren”:
Streiks sind also nicht
mehr zeitgemäß, meint Ar
beitgeber-Chef Hundt und
fürchtet die Kosten. Die
Kampfmaßnahmen gegen
die Kürzung der Lohnfortzah
lung, von den Arbeitgebern
leichtfertig heraufbeschwo
ren, belegen das Gegenteil.
H.-G. Henschel, Dortmund
Verantwortlich für Anzeigen: Manfred
Kraemer; Willi Sundermann, Anschrift wie
Verlag. Anzeigenpreisliste Nr. 23, Zeitungsgnippe WAZ (WAZ + NRZ + WR + WP).
Erfüllungsort und Gerichtsstand für das
Mahnverfahren ist Essen. Anzeigen und Bei
lagen politischen Aussageinhaltes stellen al
lem die Meinung der dort erkennbaren Auf
traggeber dar.
Freitags mit BWZTV-Magazin zurTageszeitung.
Redaktion, Anzeigen und Vertrieb: West
deutsche Allgemeine Zeitungsverlagsgesell
schaft E. Brost und J. Funke GmbH & Co.,
45123 Essen. Friedrichstr. 34-38, TeL-Sa.Nr. (0201) 8040, Tdefax-Nr. (0201)
804 2841, E-Mail: wazjedaktion@cww.de
Anzeigen: Telefax-Nr. (0201) 804 2418. An
schrift des Verlages: Zeitungsveriag Niederrhein GmbH & Co. Essen, Kommanditge
sellschaft, 45123 Essen, Friedrichstr. 34-38,
TeL-Sa.-Nr. (0201) 8040, Telefax-Nr. (0201)
804 2841.
Geschäftsführer:
Günther Grotkamp, Erich Schumann.
Druck: Druckhaus WAZ GmbH & Co. Betriebs-KG, 45123 Essen, Friedrichstr. 34-38.
Büro Bonn: Gunars Reichenbichs; Büro
Düsseldorf: Ulrich Horn; Büro Berlin: Joa
chim Rogge
Bezirksredaktion Essen: Manfred Bogedain; Organisation: Jürgen Steder.
Für die Herstellung der Westdeut
schen Allgemeinen Zeitung wird Re
cycling-Papier verwendet
NUM MER 1
16 Flüchtlinge
70 jährige Frau
barfuß über die knackte Jackpot:
Oder geschleust 8 Mio gewonnen
BRANDENBURG (dpa) Mit
schwersten Erfrierungen haben
16 eingeschleuste Ausländer
aus Bangladesh und dem Irak
Brandenburg erreichL Die vier
Männer und zwölf Jungen im
Alter zwischen 13 und 16 Jah
ren wurden vermutlich illegal
über die Oder von Polen nach
Deutschland geschleust
Trotz eisiger Kälte waren die
Flüchtlinge barfuß und nur
leicht bekleidet, sie erlitten Er
frierungen an Händen und Fü
ßen. Einigen müssen Gliedma
ßen amputiert werden.
KOBLEN Z (dpa) Superglück
im Glück hatte eine 70 Jahre
alte Lotto-Spielerin aus dem
Hunsrück. Anders als 35 LottoGewinner der Jahresabschluß
runde hatte sie nämlich nicht
nur sechs Richtige, sondern
auch die korrekte Superzahl ge
tippt Damit knackte sie den
letzten Lotto-Jackpot des Jah
res 1996 und gewann 8,1 Mio
Mark.
Ihre Mitspieler, die „nur”
sechs Richtige hatten, müssen
sich mit jeweils 221 000 Mark
begnügen.
Januar
ist weiß Sommer
wird heiß
Klirrende Kälte, erstarrte
Flüsse und eine dicke
Schneedecke auf Feld und
Flur - Minustemperaturen
im Januar sind ganz nach
dem Geschmack der Land
wirte. So jedenfalls vermit
teln es alte Bauernregeln.
Denn da heißt es beispiels
weise „Schnee zuhauf,
B auef-M lt de» S ack-weita u f oder „D grJanuar muß
krachen, s
chen”.
Kälte zu Beginn des Jah
res soll zudem mit einer
Vielzahl ganz besonderer
Versprechungen
locken:
„Ist der Januar frostig und
kalt, lockt uns bald der grüne
Wald” bzw. „Ist der Januar
hell und weiß, kommt der
Frühling ohne Eis und der
Sommer wird sicher heiß”.
Warum sie einen tiefver
schneiten und eisigkalten
Start ins neue Jahr als Ga
rantie für volle Scheunen
und Keller im Herbst so lo
ben, wissen die Bauern na
türlich auch mit einer Regel
zu erklären: „Die Erde muß
ihr Bettuch haben, soll sie
der Winterschlummer la
ben."
(dpa)
Polizei und Feuerwehr durf
ten sich freuen: Kaum Ver
kehrsunfälle, kaum Brände und
auch sonst: deutlich weniger
Einsätze als in früheren Jahren.
Insbesondere im Ruhrgebiet
blieb es ruhig. „Es hat ja drau
ßen keiner länger ausgehalten”,
erklärte sich ein Polizeispre
cher die „ruhige” Nacht. Viel
leicht, so hieß es im Bericht des
Essener Polizeipräsidiums, ha
be die beißende Kälte auch ein
fach durch zuviel Silvester
punsch erhitzte Gemüter rasch
genug abgekühlt.
Richtig kalt war es nämlich
auch hier: Nordrhein-Westfa
lens Bewohner bibberten bei bis
zu 30 Zentimetern Schnee und
Temperaturen von teilweise
unter 25 Grad minus (gemessen
in der Eifel). „Die Kälte hat uns
fest im Griff”, versicherte ein
Essener Meteorologe. Und das
wird vorerst so bleiben. Tau
wetter sei nicht in Sicht.
Ganz ohne Zwischenfälle al
lerdings kam auch das Ruhrgebiet nicht ins neue Jahr: ln Duis-
Rodeln gut, Ohren warm, Win
ter im Revier. waz-Bild: Kokoska
burg-Homberg erlitt ein 74jähriger Rentner vor Aufregung ei
nen Herzanfall, nachdem ihn
ein Feuerwerkskörper im Rükken getroffen hatte. D er Mann
brach leblos zusammen und
mußte vom Notarzt wiederbe
lebt werden.
ln Münster hetzte ein 25jähriger im Streit um das Werfen
von Böllern seine Hunde auf
einen Nachbarn, der durch die
Bisse schwer verletzt wurde.
Zwei neun bzw. elf Jahre alte
Kinder und ihre Mutter (30)
Das Eisenbahnmuseum ist
nicht nur überaus beliebtes
Ausflugsziel für die Menschen
im Revier. Es ist weit übers
Ruhrgebiet hinaus bekannt
Doch nun geriet es im Zuge der
Umstrukturierung bei der Bahn
AG in die Mühlsteine neuer Zu
ständigkeitsbereiche.
Das Bochum-Dahlhausener
Museum gehört zu den wenigen
Einrichtungen seiner Art in
Deutschland, die über einen ei
genen Gleisanschluß für den
Fährbetrieb verfügen. Nun soll
der Vertrag mit der Bahn ge-
Harald Vogelsang, Leiter des Eisenbahnmuseums, hofft auf die
Gespräche mit der Bahn in diesem Monat.
waz-Bild: J. Lüning
kündigt werden, erfuhr Mu
seumsleiter Harald Vogelsang
von der Bahngesellschaft La
dungsverkehr in Duisburg. Sie
hatte den Antrag für eine neue
Fahrzeughalle auf dem Tisch.
Begründung: In der Berech
nung für die Wirtschaftlichkeit
bringt es das Museum nur auf
etwa 15 Güterwagen im Jahr.
Mindestens 350 müßten es aber
schon sein.
Harald
Vogelsang
war
schockiert, auch über die An
kündigung, nach Vertragskün
digung das Gelände räumen zu
müssen. Sein Hinweis, das Mu
seum habe seinen Schwerpunkt
im Personenverkehr, unter an
derem mit dem beliebten Mu
seumszug, machte die Bahn je
doch nachdenklich.
Inzwischen sind alle Seiten
bemüht, eine Lösung zum Er
halt des Museums zu finden. Fe
derführend ist dabei jetzt bei der
Bahn die Immobiliengesellschaft in Dortmund.
Morgens um 5
Wir lesen in der Zeitung,
wie die Menschen mit den „si
birischen Verhältnissen'1 zu
kämpfen haben. Wir freuen
uns, daß wir nicht schon früh
morgens, wenn die Kälte
noch bitterer ist, raus müssen
in diesen Winter. Ich genieße
das Kuscheln vor dem Auf
stehen und denke an diejeni
gen, die Tag für Tag dafür
sorgen, daß wir schon zum
Frühstück gut informiert sind.
Den Zeitungsboten möch
te ich - ich denke, auch in
Ihrem Namen - in diesen fro
stigen Tagen ein dickes Kom
pliment machen. Liebe Botin,
lieber Bote: Dankeschön!
Was Sie jeden Morgen für
uns alle tun, ist alles andere
aisselbstverständlich.
Za
KURZ & AKTUELL
Weihnachtsbaum
fängt Feuer
Junge Zirkusartistin
stürzt vom Hochseil
Bei einem Brand in einem
Haus in Rheine entstand
Sachschaden von 200 000
Mark. Ein Weihnachtsbaum
hatte Feuer gefangen. Die
65jährige Hausbewohnerin
konnte sich retten.
(dpa)
V or den Augen von über
1 0 0 0 Zuschauern stürzte am
Silvestertag eine junge Arti
stin im Münchener Circus
Krone vom Hochseil. Sie
kam leicht verletzt ins Kran
kenhaus.
(dpa)
21 jähriger gesteht
Mcrd nach Streit
Frau von Rolltreppe
beinahe skalpiert
Der Tod eines 35jährigen,
dessen Leiche in Neuss ge
funden wurde, ist geklärt.
Ein Bekannter gestand, den
Drogensüchtigen im Streit
mit einem Hammer erschla
gen zu haben.
(dpa)
A uf einer Rolltreppe in
Köln ist gestern eine Frau
fast skalpiert worden. Sie
war gestürzt und hatte sich
mit Haaren und Kleidung
zwischen Stufe und Abweisvorrichtungverfangen.(dpa)
Januar 1917: Als schlimmster Monat des „Steckrübenwin
ters” blieb er in Erinnerung. Seit Kriegsbeginn verschlechterte
sich die Versorgungslage stetig, in diesem Januar erreicht sie
den Tiefpunkt: So wird die Fettration für einen Bergmann
beispielsweise auf 25 Gramm Margarine pro Woche gekürzt.
Am Flughafen Düsseldorf hatte
man die Kälte im Griff.
ap-Bild
mußten nach einem Brand in
Essen-Borbeck mit Rauchver
giftungen ins Krankenhaus. Die
beiden Jungen hatten Knaller
aus dem Fenster ihres Kinder
zimmers geworfen. Dabei geriet
das Dachgeschoß desHause« in
Brand.
Mit dem Tod bezahlte in ¿er
Silvesternacht ein 19jähriger ei
nen Streit mit einem 27jährigen
in Castrop-Rauxel. Die beiden
Männer waren nach einer ge
meinsamen Party aneinandergeraten. Um sich gegen Schläge
seines Gegners zu wehren, so
die Staatsanwaltschaft in Dort
mund, habe der 27jährige
schließlich ein Messer gezückt
und zugestochen. Der 19jährige verblutete noch am Tatort.
Den peinlichsten Neujahrs
morgen erlebte wohl ein 16jähriger aus Annahütte: E r hatte in
der Nacht im Rausch die Woh
nung verwechselt - und wachte
im Kinderzimmer fremder Leu
te auf: Die erstaunten W oh
nungsinhaber alarmierten die
Polizei - und die weckte den
friedlich Schlummernden.
Vertrag soll gekündigt werden - Vorschlag: Erbpacht - Jubiläum Im April
W A Z BO CHUM. Im April
w ird das Eisenbahnm u
seum in Bochum -Dahlhau
sen 20 J ahre alt, doch ein
Schatten fä llt auf dieses
Jubiläum : Das Museum
sorgt sich um seine Zu
kunft, sieht sogar seine
Existenz bedroht.
ZU M TAGE'
Revier - Chronik
Eisenbahnm useum bangt um die Zukunft
Von D ieter C zalla
DONNERSTAG, 2 . J ANUAR 1997
Hier wird im Januar ein ge
meinsames Gespräch über die
Zukunft des Museums geführt.
Pressesprecher Pietschmann ist
optimistisch, daß ein annehm
bares Ergebnis herauskommen
wird. Denn: „Die Bahn ist am
Erhalt interessiert!”
Drei Vorschläge stehen zurDebatte: Das Museum kauft
Das W etter in E uropa am 2. Januar 1997
g
Temperaturen gestern
Österreich/!
i/Schweiz:
Amsterdam -8° Malaga
11° Viele Wolken, kaum Sonne. ZeitAntalya
18° Mallorca
15° weise Schneefall. In den Tälern miAthen
18° Moskau
-17° nus 4 bis minus 13 Grad.
10° Paris
Barcelona
-103 itaUen/Matts:
-14° Prag
Berlin
-13° Viele Wolken. Kaum Sonne. Zeit-12° Rom
8° weise Regen oder Schneeregen.
Florenz
10° Stockholm -6° Temperaturen minus 2 bis 5 Grad.
-3° Adria:
Kopenhagen -4° Sylt
Las Palmas 21c Venedig
4C Im Norden Schneeregen bei minus
London
-2° ¡Wien
-9° 1 bis plus 3 Grad, im Süden weitMadrid
4°; Zürich
-9° gehend trocken. Bis 7 Grad.
Reisewetter
Spanien / Portugal:
Nordsee:
Viele Wolken, ab und zu Regen oder
Es wechseln sich Sonne und Wol- Schneeregen. Temperaturen 2 bis
ken ab. Selten kommt es zu kurzen 10 Grad.
Schneeschauem. Die Temperatu- Frankreich:
ren steigen auf Werte um 0 Grad. Im Norden wolkig und trocken. Im
Ostsee:
Süden Schneeregen. Minus 7 bis
Häufig ziehen Wolken vorüber. Ab plus 6 Grad.
und zu fällt etwas Schnee. Die Ten- Griechenland /Türkei/Zypern:
peraturen bewegen sich zwischen Mal Sonne mal Wolken. Nur noch
minus 3 und minus 10 Grad.
im Norden einzelne RegenschauDinemark/Südskandinavien:
er. S bis 17 Grad.
Wechselnd bewölkt. Gelegentlich Kanarische Inseln:
Schneeschauer. Temperaturen zwi- Heiter bis wolkig und überwiegend
. . . ------' |.1 8 bis2 3 Grad.
sehen
minus -10 und• minus 3 Grad, trocken.
Das W etter bei uns
Ohne Hilfe wird
es nicht gehen
oder pachtet das Gelände oder
es übernimmt es auf ErbpachtBasis.
Für die Betreiber des Mu
seums sind die wahrscheinli
chen zusätzlichen finanziellen
Belastungen derzeit nicht ab
sehbar. Doch ohne öffentliche
Unterstützung dürfte es nicht
gehen. D er Bochumer Ober
bürgermeister
Emst-Otto
Stüber wurde bereits einge
schaltet.
Regionale Aussichten, heute:
Wettemachachlag, Esten:
Heute scheint von Düsseldorf bis 02.01.96: bedeckt, -1°
Haltern sowievon Dortmund bis Mo- Gestern 13 Uhr heiter, -13°
ers häufig dto Sonne. Nur seiten zie- Sonne und Mond:
hen lockere Woikenfekier vorüber. :'k-_ 08:37 r h 00:44
Es bleibt überall trocken.
16:35 ^ 12:19
In der kalten Witterung sind Erkäl-Saueiiand (5-40 cm), Harz (5-100
tung8krankheltenweitverbreitet.VI-cm), Fichtelgebirge (5-35 cm),
taminreiche Kost stärkt die Ab-Bayerischer Wala (10-100 cm),
Wehrkräfte.
Bayerischen Alpen (10-200cm)/